Anlässlich der Buchpräsentation „Das Ende des Weißen Mannes“ hat das Frankfurter Kultur Komitee e.V. in Kooperation mit dem Institute for Corporate Culture Affairs und der European Association for Banking History eine Podiumsdiskussion im Haus Metzler veranstaltet. Mit dem Buchautor Prof. Dr. Manfred Pohl diskutierten Prof. Dr. Mita Banerjee, Amerikanistin Universität Siegen, Prof. Dr. Felix Semmelroth, Dezernent für Kultur und Wissenschaft in Frankfurt sowie Marlar Kin, Pressereferentin der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung. Es moderierte Dr. Dieter Sattler von der Frankfurter Neuen Presse.
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Es wird eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre sein, ein gewaltfreies Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen zu erreichen. Es müssen aber nicht nur die ethnischen Minderheiten in unsere Gesellschaft integriert werden. Manfred Pohl ist überzeugt, dass der „Weiße“ ab 2050 in den USA und in den Kernländern Europas in der Minderheit sein wird. Angesichts dieser sehr realen Zukunftsprognose müsse heute schon darüber nachgedacht werden, wie z.B. Frankfurt und die Rhein-Main-Region sich in naher Zukunft verändern werden.
Die Herausforderung der Globalisierung müssen erkannt, ernst genommen und Stadt und Region so gestalten werden, dass die Parallelgesellschaften aufgelöst und ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger komplett integriert werden. Dabei spielt natürlich die demographische Entwicklung eine zentrale Rolle. Wie gehen wir mit den immer älter werdenden Menschen um? Sind sie ein Ballast oder wichtiger Bestandteil unseres Gemeinwesens? Wird die Vielfalt von Kulturen und Religionen eine Belastung oder Bereicherung sein, und schließlich, welche Rolle werden die Frauen im 21. Jahrhundert spielen?
Alle diese Themen behandelt Manfred Pohl in seinem neuen Buch „Das Ende des Weißen Mannes“. Das Buch versteht sich nicht nur als „Handlungsaufforderung“ – so der Untertitel – sondern auch als programmatische Skizze für geistige Impulse, die unser als reformträge charakterisiertes Land dringend bedarf.
Nach Pohl geht es darum, den Prozess der Globalisierung als unaufhaltsam anzuerkennen und sich auf gemeinsame „westliche Werte“ wie Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde zu verständigen, um diese weltweit zu erhalten. Nur dies ermögliche ein friedvolles Zusammenleben der Völker.
Kulturdezernent Felix Semmelroth gab Pohl recht und plädierte gleichsam auch für eine immer wieder neu verhandelte „Leitkultur“. „Es ist nicht die Frage, woher die Menschen kommen, sondern inwiefern sie sich integrieren.“
Dass der Titel des Buches für Irritationen gesorgt hatte, verwunderte die Podiumsteilnehmer nicht weiter. Auch Semmelroth verwies darauf, dass der Titel in die Irre führen könne. Schließlich stehe doch außer Frage, dass es in Zeiten der Einwanderung wie des demographischen Wandels das, was wir als Erbe der Aufklärung betrachten, zu retten gilt. Der Humanismus sei für Deutsche wie Europäer auch perspektivisch so etwas wie eine Leitkultur.“
Die Amerikanistin Mita Banerjee sagte, in den USA funktioniere das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien, weil sie zwar auf die eigenen Wurzeln besinnen, aber sich trotzdem als ein amerikanisches Volk verstünden. Die Podiumsteilnehmer wehrten sich am Beispiel des Irakkrieges jedoch dagegen, die eigene Leitkultur auf andere Staaten übertragen zu wollen. „Im Zweiten Weltkrieg oder in Bosnien wurde militärisch eingriffen, um Massaker zu verhindern. Im Irak wird gerade versucht, eine bestimmte politische Struktur zu etablieren“, so Semmelroth.